Als ich mich selbst zu lieben begann

Eine meiner Yoga-Lieblingsstunden die ich immer wieder in meinen Retreats und Seminaren gebe, ist die Herzöffnung mit zum Teil intensiv gehaltenen Rückbeugen. Mit dem Ziel, das Herzchacra zu aktivieren bzw. wieder in die Balance zu bringen.

Das Herzchakra: Bindeglied zwischem materiellen und spirituellem Leben

Das Herzchakra liegt als viertes Haupt-Energiezentrum (Chakra) in der Mitte der Brust auf Höhe des Herzens. Und somit in der Mitte der sieben Hauptchakren. Es bildet die Brücke zwischen den unteren und oberen Chakren. Das diesem Energiezentrum zugeordnetes Element ist Luft.

Das Herz(chakra) bildet also die Verbindung zwischen den weltlichen und den feinstofflich-spirituellen Ebenen. Eine Verbindung zwischen unserem materiellen Leben als Mensch als auch mit etwas Höherem. Viele nennen es Seele, manche Yogaphilosophien unterscheiden hier noch weiter zwischen Individual- (atman) und Universal-/Weltenseele (paratman).

Der zugehörige Energiekörper ist der Kausalkörper, der die Erinnerungen an die Gefühle aus allen inkarnierten Leben in sich trägt.

Das Herz: Sitz der Liebe und des Mitgefühls

Die dem Herzchakra zugeordneten Qualitäten sind universelle Liebe, Hingabe, Heilung, Beziehung, Mitgefühl, Sensitivität, Herzensfreude, Feingefühl.

Yoga mit Stefan am Meer

Herz: Sitz der Liebe und des Mitgefühls (Stefan mit Jordis, Hung-Spieler)

Ist der Energiefluss im Herzchakra blockiert, entstehen Ängste und Blockaden. Häufig lässt sich dabei beobachten, dass Menschen nicht in Ihre Kraft kommen, da sie Angst vor Herzschmerz, Trauer und Verletzung haben.

Aber auch zeigt eine Blockade im Herzchakra, dass manche Angst davor haben, Liebe zu empfangen und genährt zu sein.

Blockaden im Herzen zeigen sich in der Körperhaltung

Auch auf der körperlichen Seite zeigt sich die Angst vor Verletzlichkeit oder der Angst, sich zu öffnen: Die Schultern werden nach vorne und oben gezogen, der Kopf nickt ein, der Brustkorb fällt ein, der obere Rücken und Nacken wird rund.

Diese Körperhaltung ist eine logische Konsequenz aus der Angst, in der Mitte des Körpers, also dem Herzen, verletzt zu werden. Der Mensch „macht zu“. Dass mit dieser Haltung kein tiefer und kraftvoller Atemfluss möglich ist, liegt auf der Hand.

Eine weitere Folge: Wenig Energie, wenig Lebensfreude, wenig Offenheit für Neues. Signalisierte Ablehung gegenüber anderen. Man empfängt damit keine Offenheit noch Herzlichkeit, sondern oft genau das Gegenteil.

Daraus resultiert ein noch weiter „zumachen“, verschliessem vor dem Leben – ein Teufelskreislauf.

Mit Yoga zu einem offenen Herzen

In unserer Gesellschaft, die so sehr materiellen Erfolg und damit verbunden Druchsetzungsvermögen, Kämpfertum und Egoismus fördert, sind „weiche“ Qualitäten des Herzens – Liebe, Mitgefühl, Vergebung – scheinbar nicht hilfreich.

Denn man zeigt dem Gegenüber damit zuerst einmal seine verletzliche Seite. Hierfür braucht es Vertrauen. Vertrauen, welches wir oft nicht gelernt bzw. erfahren haben. Da ja die Menschen, die uns prägen und konditionieren, dieses Vertrauen oft ebenfalls nicht erfahren haben.

Liebe und Mitgefühl durch Yoga fördern (Yogi: Angela Hutter)

Der Yoga hilft uns, dieses Vertrauen in unsere essentiellen Qualitäten wieder zu finden. Mit eben bewusst ausgeführten Rückbeugen, tiefem, bewusstem Atmen und Visualisierungen und Affirmationen.

Als ich mich selbst zu lieben begann

Ein inspirierendes Gedicht, welches ich zu solchen „Herzstunden“ gerne zitiere, ist das von Charlie Chaplin: Als ich mich selbst zu lieben begann.

Charlie Chaplin mit Mahatma Ghandi, London 1931

Noch immer berührt mich dieses Gedicht zutiefst, wenn ich es in meinen Yogastunden vorlese. Chaplins Worte, die er sich selbst zu seinem 70ten Geburtstag am 16. April 1959 geschenkt hat, haben eine Tiefe und Würde die ihresgleichen suchen:

Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich verstanden, dass ich immer und bei jeder Gelegenheit
zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin und dass alles, was geschieht,
richtig ist – von da an konnte ich ruhig sein.
Heute weiß ich: Das nennt man VERTRAUEN
Als ich mich selbst zu lieben begann,
konnte ich erkennen, dass emotionaler Schmerz und Leid nur Warnungen
für mich sind, gegen meine eigene Wahrheit zu leben.
Heute weiß ich: Das nennt man AUTHENTISCH SEIN
Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört, mich nach einem anderen Leben zu sehnen und
konnte sehen, dass alles um mich herum eine Aufforderung zum Wachsen war.
Heute weiß ich: Das nennt man REIFE
Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört, mich meiner freien Zeit zu berauben und ich habe aufgehört,
weiter grandiose Projekte für die Zukunft zu entwerfen. Heute mache ich nur das,
was mir Spaß und Freude macht, was ich liebe und was mein Herz zum Lachen bringt,
auf meine eigene Art und Weise und in meinem Tempo.
Heute weiß ich: Das nennt man EHRLICHKEIT
Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich mich von allem befreit, was nicht gesund für mich war,
von Speisen, Menschen, Dingen, Situationen und von Allem, das mich immer
wieder hinunterzog, weg von mir selbst. Anfangs nannte ich das gesunden Egoismus,
aber heute weiß ich: Das ist SELBSTLIEBE
Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört, immer recht haben zu wollen, so habe ich mich weniger geirrt.
Heute habe ich erkannt: Das nennt man DEMUT
Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich mich geweigert, weiter in der Vergangenheit zu leben und mich um meine Zukunft zu
sorgen. Jetzt lebe ich nur noch in diesem Augenblick, wo alles stattfindet,
so lebe ich heute jeden Tag und nenne es BEWUSSTHEIT
Als ich mich selbst zu lieben begann,
da erkannte ich, dass mich mein Denken armselig und krank machen kann.
Als ich jedoch mich mit meinem Herzen verband, bekam der Verstand einen wichtigen Partner.
Diese Verbindung nenne ich heute HERZENSWEISHEIT
Wir brauchen uns nicht weiter vor Auseinandersetzungen, Konflikten und Problemen
mit uns selbst und anderen fürchten, denn sogar Sterne knallen manchmal aufeinander und es
entstehen neue Welten. Heute weiß ich: DAS IST LEBEN!
Charlie Chaplin, an seinem 70. Geburtstag am 16. April 1959

 

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