Oft werden wir im Alltag mit unangenehmen Situationen konfrontiert. Wie schnell rutschen wir in alte Muster, sagen und tun Dinge, die wir später bereuen? Wie wenn wir auf einem Pferd sitzen würde, das einfach davon galoppiert und wir nichts tun können, es anzuhalten.
Achtsamkeitspraxis kann in so einem Moment helfen, sich selbst die Frage zu stellen: Muss das eigentlich so sein? Gibt es andere Möglichkeiten, mit der Situation umzugehen? Kann ich von dem Pferd absteigen?
Natürlich ist es sinnvoll, im Vorfeld zu schauen, ob sich die Situation entspannen lässt, in diesem Fall etwa so zu planen, dass der Terminplan nicht ganz so vollgepresst ist. Das lässt sich mal leichter, mal weniger leicht bewerkstelligen. Manchmal haben wir auf die äußeren Umstände wenig Einfluss.
Doch unabhängig davon ist es ebenso entscheidend, im jeweiligen Moment zu erkennen, dass wir nicht gezwungen sind, uns auf eine bestimmte Weise zu verhalten — auch wenn es sich noch so gewohnt und selbstverständlich anfühlt.
Achtsamkeit ist es, was uns ermöglicht, innezuhalten, zu merken, was gerade passiert, und zu entscheiden, wie wir mit uns und mit der aktuellen Situation umgehen wollen. So mache ich mir beispielsweise von einem zum anderen Termin mittlerweile klar, dass es hier kein Rennen gibt, das ich gewinnen muss. Dass es okay ist, wenn ich, ebenso wie die meisten anderen Menschen, nicht jedes Mal auf die Minute pünktlich bin. Nicht, weil ich gleichgültig oder respektlos meinem Gesprächspartner gegenüber wäre. Ich tue in gesundem Maße das Beste, was ich kann – und ich erlaube mir Gelassenheit. Wenn ich mit mehr Wohlwollen auf die anderen schaue und mit mehr Humor auf mich und mein Pferd, das aus Gewohnheit schon wieder vorwärtspreschen will.
Von welchem Pferd lasse ich mich mitreissen?
Wovon wir besonders stark getrieben werden, ist nicht für jeden Menschen gleich. Doch fast jeder von uns kann mit ein bisschen tieferem Schauen einen inneren Antreiber erkennen. Sein Mantra lautet üblicherweise: nicht gut genug, nicht schnell genug oder ganz einfach: NICHT GENUGI Auf eine ganz grundsätzliche Weise reicht das, was wir tun, wie wir sind oder wie die Welt ist, nach seinen Maßstäben nicht aus. Es lohnt sich, sich mit dieser inneren Stimme ein wenig zu beschäftigen, mehr über sie zu erfahren. Wenn wir sie nicht kennenlernen, haben wir auch keine Chance, anders mit ihr umzugehen.
- Wo spürst Du die Gewohnheitsenergie, die Dir besonders zusetzt, im Körper?
- Wie macht sie sich bemerkbar? Durch bestimmte Gedanken? Einen Gefühlszustand? Körperliche Symptome?
- In welchen Situationen tritt sie üblicherweise auf?
- Wie verhältst Du Dich dann? Tust Du etwas, was Dz hinterher bereuest? Verdüstert sich Deine Stimmung? Vermeidest Du bestimmte Situationen, tust Du Dinge nicht, die Du eigentlich gerne tun möchtest?
Schau, ob es möglich ist, neugierig zu sein darauf, was es zu sehen gibt, auch wenn es vielleicht nicht angenehm sein mag. Auch unsere ungeliebtesten inneren Seiten sind ursprünglich aus gutem Grund in unserer Psyche entstanden: um uns an irgendeinem Punkt in unserer Entwicklung zu helfen, mit Schwierigkeiten klarzukommen. Was geschieht, wenn Du einmal hypothetisch annimmst, dass Ihr innerer Antreiber etwas Positives für Dich im Sinn hat, selbst wenn die Strategie, die er dabei verfolgt, destruktiv ist? Welche positive Absicht könnte er haben, wozu versucht er möglicherweise beizutragen?
Ein freundliches HALLO
Wie können wir dieses Pferd dazu bringen, langsamer zu werden oder unser Leben weniger stark zu kontrollieren? Wie können wir selbst wieder die Zügel in die Hand nehmen und entscheiden, in welcher Geschwindigkeit und in welche Richtung wir reiten wollen?
Die Kräfte, die das Pferd zum Laufen bringen, sind ausgesprochen machtvoll. Es wird getrieben von allgemein menschlichen Eigenschaften wie die Tatsache, dass unser Geist grundsätzlich nach Problemen Ausschau hält und unseren Körper dabei in Anspannung versetzt.
Botschaften aus unserer Erziehung, verinnerlichte und nie infrage gestellte Glaubenssätze sowie kulturelle und gesellschaftliche Ansprüche, etwa an Effizienz, Perfektion und Leistung.
Es hat wenig Sinn, das Pferd oder den inneren Antreiber zu beschimpfen oder zu kritisieren.
Hilfreicher ist es, solche Kräfte freundlich einzuladen, einen Moment stehen zu bleiben, zum Beispiel mit einem freundlichen HALLO. Diese fünf Buchstaben können Dich daran erinnern, innezuhalten und Dir bewusst zu werden, was gerade passiert.
Halt!
Der entscheidende erste Schritt ist innezuhalten – wenn möglich konkret körperlich, vor allem aber innerlich, mental. Lege eine Pause ein. Komme zu Dir. Das ist oft gar nicht so leicht, so sehr sind wir getrieben von unseren Gedanken, unserem Tun, unserem Erreichen wollen, von der Fahrt, die die Gewohnheitsenergie vielleicht schon aufgenommen hat. Daher hilft es, einen bewussten Atemzug zu nehmen.
Atmen
Es ist kein Zufall, dass »Erst einmal tief durchatmen« als Ratschlag ganz oben steht, wenn es gilt, eine aufgeregte Situation zu beruhigen — denke an die Effekte der Bauchatmung. Je angespannter wir uns fühlen, desto flacher und schneller wird auch unser Atem. Bewusst zu atmen hilft uns zu merken, wie es uns eigentlich gerade geht, uns überhaupt wieder zu spüren: Atmen verbindet auf ganz unmittelbare Weise unseren Körper mit unserem Geist, sodass wir aus unserer geriebenen Gedankenwelt, die sich üblicherweise mit Vergangenheit oder Zukunft beschäftigt, mit «Sollte», »Müsste« oder »Hätte ich bloß«, aus steigen und etwas Abstand gewinnen können,
Lächeln
Lächeln unterstützt uns zusätzlich dabei, Anspannung loszulassen und freundlicher auf uns selbst und die Situation zu schauen. Gibt es die Möglichkeit, die Sache ein bisschen weniger ernst oder grimmig zu betrachten?
Mit Lächeln ist nicht gemeint, etwas Schwieriges zu verniedlichen. Es ist kein süßliches oder höflches Lächeln im Sinne von »Ist ja nicht so schlimm, macht gar nichts«. Eher ist es, was manchmal auch das »Halblächeln des Buddha« genannt wird, so wie man es häufig auf asiatischen Statuen sieht: Darin drückt sich eine Weisheit aus, die gelassen die Tatsachen anerkennt.
Lassen
Statt gegen die Realität des gegenwärtigen Moments anzukämpfen, lasse ich zu, dass es jetzt gerade so ist, wie es ist – zumal ich ohnehin nichts daran ändern kann, denn jetzt ist es ja so: Es regnet ja bereits, der Zug ist mir schon vor der Nase weggefahren, der peinliche Versprecher in der Präsentation ist mir ja gerade unterlaufen. Das heiß: nicht, dass ich nicht zu einem späteren Zeitpunkt, in drei Minuten oder vielleicht auch schon in einer, möglicherweise etwas tue, um eine Veränderung herbeizuführen, mit der ich besser leben kann. Doch in diesem Moment lasse ich zu, dass die Gegebenheiten so sind, wie sie sind. Ich lasse es so sein. Das gilt auch und insbesondere für meine eigene Gefühlswelt. Ich lasse auch mich sein, wie ich bin – egal ob traurig, frustriert, wütend … Ich kämpfe weder gegen die Welt noch gegen mich und mein Erleben.
Öffnen
Durch Innehalten, Atmen, Lächeln und Lassen entsteht Freiraum. Sobald ich nicht mehr versuche, gegen das Ungewollte zu kämpfen (was wirkungslos bleiben würde, da es ja bereits eingetreten ist), kann ich die so frei werdende Energie sinnvoll einsetzen. Ich kann mich öffnen für etwas, was man vielleicht die eigene innere Weisheit nennen könnte, und so genauer auf die vor mir liegende Situation blicken. Was wäre hilfreich? Was möchte ich jetzt tun (oder nicht tun)? Möchte ich das Pferd in eine andere Richtung lenken (statt es in der bisherigen weiterrasen zu lassen)? Will ich absteigen und eine Pause machen? Was ist jetzt angemessen?
HALLO schafft etwas Abstand, sodass Du den Handlungsspielraum nutzen kannst, der sich immer dann auftut, wenn wir uns erinnern, dass wir keine Automaten sind, die einfach nur funktionieren.
Ohne diesen Raum reagieren wir schnell in altbekannten und eingefahrenen Handlungsmustern, die nicht immer zu unserem eigenen Vorteil sind. Statt automatisch zu reagieren, kannst Du bewusst entscheiden, wie Du agieren möchtest.
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