Eine meiner Yoga-Lieblingsstunden die ich immer wieder in meinen Retreats und Seminaren gebe, ist die Herzöffnung mit zum Teil intensiv gehaltenen Rückbeugen. Mit dem Ziel, das Herzchacra zu aktivieren bzw. wieder in die Balance zu bringen.
Das Herzchakra: Bindeglied zwischem materiellen und spirituellem Leben
Das Herzchakra liegt als viertes Haupt-Energiezentrum (Chakra) in der Mitte der Brust auf Höhe des Herzens. Und somit in der Mitte der sieben Hauptchakren. Es bildet die Brücke zwischen den unteren und oberen Chakren. Das diesem Energiezentrum zugeordnetes Element ist Luft.
Das Herz(chakra) bildet also die Verbindung zwischen den weltlichen und den feinstofflich-spirituellen Ebenen. Eine Verbindung zwischen unserem materiellen Leben als Mensch als auch mit etwas Höherem. Viele nennen es Seele, manche Yogaphilosophien unterscheiden hier noch weiter zwischen Individual- (atman) und Universal-/Weltenseele (paratman).
Der zugehörige Energiekörper ist der Kausalkörper, der die Erinnerungen an die Gefühle aus allen inkarnierten Leben in sich trägt.
Das Herz: Sitz der Liebe und des Mitgefühls
Die dem Herzchakra zugeordneten Qualitäten sind universelle Liebe, Hingabe, Heilung, Beziehung, Mitgefühl, Sensitivität, Herzensfreude, Feingefühl.
Ist der Energiefluss im Herzchakra blockiert, entstehen Ängste und Blockaden. Häufig lässt sich dabei beobachten, dass Menschen nicht in Ihre Kraft kommen, da sie Angst vor Herzschmerz, Trauer und Verletzung haben.
Aber auch zeigt eine Blockade im Herzchakra, dass manche Angst davor haben, Liebe zu empfangen und genährt zu sein.
Blockaden im Herzen zeigen sich in der Körperhaltung
Auch auf der körperlichen Seite zeigt sich die Angst vor Verletzlichkeit oder der Angst, sich zu öffnen: Die Schultern werden nach vorne und oben gezogen, der Kopf nickt ein, der Brustkorb fällt ein, der obere Rücken und Nacken wird rund.
Diese Körperhaltung ist eine logische Konsequenz aus der Angst, in der Mitte des Körpers, also dem Herzen, verletzt zu werden. Der Mensch “macht zu”. Dass mit dieser Haltung kein tiefer und kraftvoller Atemfluss möglich ist, liegt auf der Hand.
Eine weitere Folge: Wenig Energie, wenig Lebensfreude, wenig Offenheit für Neues. Signalisierte Ablehung gegenüber anderen. Man empfängt damit keine Offenheit noch Herzlichkeit, sondern oft genau das Gegenteil.
Daraus resultiert ein noch weiter “zumachen”, verschliessem vor dem Leben – ein Teufelskreislauf.
Mit Yoga zu einem offenen Herzen
In unserer Gesellschaft, die so sehr materiellen Erfolg und damit verbunden Druchsetzungsvermögen, Kämpfertum und Egoismus fördert, sind “weiche” Qualitäten des Herzens – Liebe, Mitgefühl, Vergebung – scheinbar nicht hilfreich.
Denn man zeigt dem Gegenüber damit zuerst einmal seine verletzliche Seite. Hierfür braucht es Vertrauen. Vertrauen, welches wir oft nicht gelernt bzw. erfahren haben. Da ja die Menschen, die uns prägen und konditionieren, dieses Vertrauen oft ebenfalls nicht erfahren haben.
Der Yoga hilft uns, dieses Vertrauen in unsere essentiellen Qualitäten wieder zu finden. Mit eben bewusst ausgeführten Rückbeugen, tiefem, bewusstem Atmen und Visualisierungen und Affirmationen.
Als ich mich selbst zu lieben begann
Ein inspirierendes Gedicht, welches ich zu solchen “Herzstunden” gerne zitiere, ist das von Charlie Chaplin: Als ich mich selbst zu lieben begann.
Noch immer berührt mich dieses Gedicht zutiefst, wenn ich es in meinen Yogastunden vorlese. Chaplins Worte, die er sich selbst zu seinem 70ten Geburtstag am 16. April 1959 geschenkt hat, haben eine Tiefe und Würde die ihresgleichen suchen: