19. September 2019

Gesundheitscoach Stefan Geisse Zürich

Stefan Geisse ist Gesundheitscoach und praktiziert in Zürich.

Als Gesundheitscoach werde ich immer wieder vor grosse Herausforderungen gestellt: Klienten klagen über Stresssymptome wie Rückenschmerzen, Verspannungen im Nacken oder sie knirschen mit den Zähnen. Diese körperlichen Symptome werden oft begleitet von Schlafstörungen, innerer Anspannung und einem Gefühl, nie zur Ruhe zu kommen.

Bei meiner Arbeit als Gesundheitscoach ist es mir ein Anliegen, nachhaltige Lösungen zusammen mit dem Klienten zu erarbeiten. Es geht also um viel mehr, als eine kurzfristige Linderung der Stresssymptome. Diese können durch Entspannungsübungen, Autogenes Training oder sanftes Yoga erzielt werden.

Stefan Geisse Stresscoach

Vielmehr ist es in meiner Arbeit als Coach wichtig, den Ursachen des Stresses auf den Grund zu gehen. Und mit dem Klienten gemeinsam Lösungen zu erarbeiten, wie sie oder er zukünftig Stress reduzieren kann.

Dabei teile ich das Stressgeschehen in drei Aspekte ein: Zuerst analysieren wir gemeinsam allgemeine Stressoren. Diese treten z.B. in der Arbeit oder zuhause auf: Lärm, lange Anfahrtswege (Pendeln), viele Aufgaben die scheinbar gleichzeitig erledigt werden müssen und konstanter Zeitdruck.

Die Stress Trias: Das Stressgeschehen in drei Aspekte einteilen

Oft kann hier nur bedingt etwas getan werden: Ein kleines Kind schreit nun einmal, viel Arbeit lässt sich nicht immer vermeiden. Doch können vielleicht Aspekte hinsichtlich der eigenen Arbeitsorganisation und des Zeitmanagements etwas ändern. Oder ungelöste, schwelende Konflikte konstruktiv angegangen werden. Um so einen eigenen Anteil zur Stressprävention zu leisten.

Prioritäten setzen – Die Eisenhower Matrix hilft

Eisenhower Matrix: Aufgaben Priorisieren als Gesundheitscoach

Die Eisenhower Matrix zeigt auf, wie wir Aufgaben kategorisieren und einteilen können. Wichtiges und Dringendes sollte sofort erledigt werden, unwichtiges und nicht dringendes wandert in den Papierkorb. Dinge die wichtig sind, werden terminiert und müssen selbst erledigt werden. Aufgaben, die dringend, jedoch nicht wichtig sind, sollten an kompetente Mitarbeiter oder Personen des nahen Umfelds (z.B. die Grosseltern oder die Nachbarin) delegiert werden, wenn möglich.

Jedoch möchte ich darauf hinweisen, dass gutes Zeitmanagement gerade verhindern sollte, dass Aufgaben sich als dringend in den Vordergrund schieben, es sollte im Idealfall erst gar nicht soweit kommen.

Persönliche Stressverstärker wie „sei perfekt“ auflösen

Der zweite Aspekt des Stressgeschehens ist der für mich wichtigste: Was sind meine persönlichen Stressverstärker? Bei meiner Arbeit als Gesundheitscoach in Zürich arbeite ich hier oft weniger auf einer rationalen-kogitiven Ebene. Sondern gehe mit dem Klienten tiefer, ich nenne es die Herzebene.

Was sind (oft frühkindliche) Prägungen und erlernet Muster? So erlebe ich immer wieder in meiner Beratungspraxis als Gesundheitscoach, dass Männer unter ihrem oft erfolgreichen und fordernden Vater leiden: Nie war es genug, was sie in der Schule oder dem Sport leisteten. Die Folge: Sie strengten sich noch mehr an, um endlich ein lobendes Wort zu bekommen. Blieb dies wieder aus, lernten sie vermeintlich, dass sie nicht genügen und strengten sich noch mehr an. Sie eigneten sich ein Verhalten an, das sie bis in ihr heutiges Leben begleitet: Immer mehr leisten, immer mehr geben. Um dann irgendwann endlich das zu bekommen, nach was sie sich so sehnen: Anerkennung, Bestätigung, letztendlich: Liebe.

Diese tiefsitzenden Prägungen und Muster lösen sich nicht über Nacht auf. Meine Aufgabe im Stress-Coaching ist es, den Klienten zum einem kritisch zu fordern, so dass er sich reflektieren kann. Dies ist oft ein schmerzhafter Prozess, schliesslich fallen jahrzehntelang geglaubte Glaubenssätze in sich zusammen und es bleibt erst einmal ein grosses Fragezeichen.

Gängige Glaubenssätze, denen ich in meiner Beratungspraxis immer wieder begegne, sind z.B.: „sei perfekt“, „sei stark“ aber auch „sei vorsichtig“ oder „ich kann es nicht“.

Hier arbeite ich als Gesundheitscoach mit meinen Klienten am Einüben positiver Affirmationen (z.B. „Gut ist oft gut genug“) als auch an der Aussöhnung mit Ihrem verletzten und allein gelassenen inneren Kind. Dabei steht das Erlenen der Achtsamkeit im Vordergrund: Immer wieder innehalten, nachspüren: Was fühle ich jetzt gerade, welche Gedanken denke ich, was glaube ich jetzt in diesem Moment?

Aber auch Modelle der westlichen Sozialforschung wie das Eisbergmodell, Das Vier-Ohren-Modell nach Schulz von Thun, The Work von Byron Katie oder das Johari-Fenster bieten gute Ansätze in der Stressbewältigung, um dem Klienten Entwicklungspotentiale aufzuzeigen.

Regeneration und Erholung bei Stress

Als dritter Teil der Stress-Trias gebe ich meinen Klienten Übungen mit, dass sie sich regenerieren und erholen können. Individuell abgestimmte Yogaübungen aus der Yogatherapie, achtsame Atemübungen oder Tiefenentspannung wie Yoga Nidra.

Aber auch die Gesundheitslehren des Ayurveda kommen bei meiner Arbeit asl Gesundheitscoach zum Einsatz: Auf die individuelle Konstitution angestimmte Ernährungsregeln, Nahrungsmittel und zubereitungsformen als auch ein idealtypischer Lebensstil der die Stärken als auch Potentiale der eigenen Konstitution berücksichtigt.

Die Arbeit als Gesundheitscoach ist fordernd

Viele Klienten von mir kommen oft in tiefer Erschöpfung oder gar Verzweiflung zu mir. Einige haben vielleicht schon ein Burnout oder eine Erschöpfungsdepression hinter sich. Und stellen fest, dass sie erneut in ihre alten stressverschärfenden Muster zurückfallen. Meine Aufgabe als Stressberater und Gesundheitscoach ist es, die richtige Balance zu finden:

Eine Balance zwischen Einfühlsamkeit und Mitgefühl als auch mit fordernder Klarheit dem Klienten zu ermutigen, dass er Wege aus seiner Krise findet.

Bin ich zu „weich“, so ändert sich nichts. Fordere ich zu stark, besteht die Gefahr der Überforderung. Daher ist es für mich als Stresscoach wichtig, dass ich in meiner Mitte bin. Meditation, Yoga, eine gesunde Ernährung helfen mir, ein Partner für gestresste Menschen zu sein.

Wie gestresst sind Sie?

Lesen Sie die folgenden Fragen durch. Überlegen Sie bei jeder Frage, ob diese auf Sie „2: immer zutrifft“, „1: manchmal zutrifft“, oder „0: nicht zutrifft „

  1. Sind Sie tagsüber oft müde und erschöpft, obwohl Sie ausreichend Schlaf hatten?
  2. Haben Sie Probleme abends oder am Wochenende abzuschalten?
  3. Sind Sie anfällig für Infektionen wie eine Grippe und Erkältungen?
  4. Trinken Sie mehr Alkohol als früher, um abzuschalten?
  5. Können Sie schlecht einschlafen und/oder wachen nachts häufiger auf?
  6. Können Sie sich schlecht konzentrieren und verlieren häufig bei Gesprächen den Faden?
  7. Fühlen Sie sich, mehr als früher im Job überfordert oder haben das Gefühl, alles wächst Ihnen über den Kopf?
  8. Reagieren Sie gereizt und aggressiv, wenn etwas nicht so läuft, wie geplant?
  9. Leiden Sie häufiger als früher unter Kopfschmerzen, einem nervösem Magen oder Herzklopfen?
  10. Haben Sie öfters das Gefühl, mehr Opfer als Herr der Lage zu sein?
  11. Nerven Sie die Fliege an der Wand oder ein klingelndes Telefon mehr als früher?
  12. Ziehen Sie sich immer öfters von Freunden zurück und meiden gesellige Treffen?
  13. Fühlen Sie sich ausgelaugt und ausgebrannt und haben das Gefühl, allem nicht mehr gewachsen zu sein?
  14. Ertappen Sie sich oft bei aggressiven Gedanken und Vorstellungen, die sich gegen andere richten?
  15. Haben Sie in stressigen Situationen Angst, die Kontrolle über sich oder Ihr Verhalten zu verlieren?
  16. Können Sie sich nicht mehr entspannen, sondern stehen ständig unter Strom?
  17. Vernachlässigen Sie schon längere Zeit Ihre Freunde und/oder Ihre Hobbys?
  18. Behalten Sie Ihre Sorgen lieber für sich, als mit anderen darüber zu sprechen?
  19. Äussern sich Freunde oder Ihr Partner besorgt um Ihre Gesundheit?
  20. Brechen Sie leicht in Tränen aus oder fühlen sich schnell gekränkt?
  21. Greifen Sie oft zu Süssigkeiten und/oder Fast Food?
  22. Trinken Sie am Tag mehr als drei Tassen Kaffee?
  23. Rauchen Sie wesentlich mehr wie früher?
  24. Greifen Sie zu Beruhigungs-/Schlafmitteln oder Psychopharmaka?
  25. Tun Sie sich momentan schwer, Entscheidungen zu treffen?
  26. Haben Sie Angst vor der Zukunft?
  27. Sehen Sie sich als jemanden, der nicht mit seinem Leben klarkommt?
  28. Neigen Sie im Augenblick zu Unachtsamkeiten oder verlegen bzw. vergessen wichtige Dinge?

Auswertung Ihres Tests

0 bis 5 Punkte Herzlichen Glückwunsch. Sie sind im Augenblick körperlich und seelisch ziemlich im Gleichgewicht. Wahrscheinlich haben Sie eine eher optimistische Lebenseinstellung und sind überzeugt, auf Sie zukommende Probleme lösen zu können. Selbst wenn Sie ab und zu mal mit Anspannung, Unruhe, Ärger Kränkung, Traurigkeit oder Wut auf Ereignisse reagieren, kennen Sie Strategien, mit denen Sie schnell wieder ins Lot kommen können. Sie fühlen sich in Ihrem Körper grösstenteils wohl und können ihm vertrauen, Entweder Sie sind ein robustes Naturtalent, das Belastungen gut wegstecken kann, oder Sie sorgen für den entsprechenden Ausgleich, etwa durch ausreichende Entspannung, Bewegung, gesundes Essen, Spass, Genuss und ausreichend Schlaf.

Ab 6 bis 12 Punkte Stress ist eine biochemische Reaktion Ihres Körpers auf Situationen, die Sie als bedrohlich bewerten. Es gibt wahrscheinlich momentan berufliche, familiäre oder private Probleme in Ihrem Leben, die Sie aus dem Gelichgewicht bringen. Ihr Körper zeigt dies z.B. durch Schlafstörungen, Schmerzen, Lärmempfindlichkeit und Anspannung an. Auch Ihr Innerstes signalisiert Ihnen, dass im Augenblick nicht alles so ist, wie Sie es sich wünschen. Gereiztheit, Empfindlichkeit, Ängste, Mutlosigkeit und Ärger können z.B. Anzeichen von Stress ein. Da dieser Zustand für Sie belastend ist, versuchen Sie in Ihrem Verhalten gegenzusteuern, indem Sie z.B. zu Suchtmitteln greifen oder sich zurückziehen. Suchtmittel sind allerdings der falsche Weg, denn sie bedeuten für Ihren Körper zusätzlichen Stress, Wenn es Ihnen schon seit längerer Zeit körperlich schlecht geht, suchen Sie bitte einen Arzt bzw. bei seelischen Problemen einen  Spezialisten wie z.B. Psychotherapeuten auf. Seelische Anspannung über Monate hinweg kann zu chronischen, körperlichen Beschwerden und/oder Burnout führen. Sie können ganz gezielt auch selbst etwas gegen Stress unternehmen, Hierzu ist es notwendig, zunächst herauszufinden, was für Sie so stark belastend ist. Welche Situation ist es konkret? Können Sie etwas an der Situation verändern und die Ursache für den Stress abstellen? Da neben der Situation auch immer die persönliche Einstellung bei der Entstehung von Stress eine Rolle spielen, sollten Sie sich auch ganz konkret mit Ihren Einstellungen befassen. So könnte es z.B. sein, dass Sie von sich immer Perfektion fordern und deshalb unter Druck geraten. Oder aber Sie haben Angst, Nein zu sagen, weil Sie befürchten, abgelehnt zu werden. Hierbei ist es sinnvoll wenn Sie sich hilfreichere Einstellungen zueigen machen, die es Ihnen erlauben, Fehler zu akzeptieren und Forderungen abzulehnen. Vielleicht fehlt es Ihnen auch an konkreten Zeitmanagement- und Problemlösungsstrategien, die Sie erlernen können. Es könnte auch wichtig für Sie sein, eine Entspannungsstrategie oder Atemtechnik zu erlernen und sich mehr Zeit für Genuss und körperliche Bewegung zu nehmen. Auch eine gesunde Ernährung und ausreichende Flüssigkeitszufuhr helfen dabei, den Körper wieder in ein Gleichgewicht zu bringen. Freunde, mit denen Sie sich austauschen können, könnten ebenfalls Ihre Resistenz gegenüber Problemen stärken. Vielleicht sollten Sie auch generell einen Blick auf Ihre Lebenssziele werfen und neu entscheiden, was Ihnen wirklich wichtig ist.

Ab 13 Punkte: Sie spüren vermutlich selbst, dass der Stress Ihnen über den Kopf wächst und Ihnen Tatkraft, Engagement und Wohlbefinden raubt. Sie sind wahrscheinlich schon seit mehreren Jahren beansprucht. Ihre Gesundheit ist ernsthaft in Gefahr. Es ist sehr typisch für starke und leistungsorientierte Personen, dass sie ihre Arbeitskraft extrem lange erhalten und ihren Job gut ausfüllen können, auch wenn Psyche und Körper längst Alarm schlagen. Übernehmen Sie Verantwortung für sich und wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt (oder einen geeigneten Ansprechpartner), um herauszufinden, welche Rolle Stress für Ihre Beschwerden spielt und wie Sie der Dauerbelastung entgegenwirken können, bevor Sie ernsthaft erkranken, etwa an einem Burnout.

Dieser Test kann keine professionelle Beratung oder Betreuung durch einen Arzt ersetzen. Quellen: U.a. Dr. Ralf Merkle, Dipl.-Psychologe, Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA)

Über den Autor: Stefan Geisse arbeitete lange Jahre im Management grosser internationaler Konzerne und kennt Stress aus nächster Nähe.

Eine Lebenskrise und schwere Krankheit kurz vor seinem 40ten Geburtstag veranlasste ihn, seinen Lebensstil zu hinterfragen. Er sortierte sein Wertegerüst neu und arbeitet heute mit den Lebensweisheiten asiatischer Philosophien des Yoga, Ayurveda, Buddhismus. Bei seiner Arbeit als Stresscoach und Gesundheitsberater sieht er sich als Brückenbauer, der Menschen unterstützt, die im Stress sind und ihnen dabei hilft, diese Lebensweisheiten praxisorientiert und nachhaltig in ihr Leben zu integrieren. Er arbeitet in Zürich.

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