Kaffee bei Stress

Kaffee galt lange als Krankmacher, doch gibt es auch einige positive Eigenschaften von Koffein. Gerade Menschen die grossem Stress und Arbeitsdruck ausgesetzt sind, konsumieren viel Kaffee um scheinbar wieder Fit und Wach zu werden.

Was genau ist Koffein?

Kurz und prägnant: Koffein ist ein Gift. So dient es beispielsweise Pflanzen als Schutz, indem es Insekten betäubt oder gar tötet. Doch keine Angst: Ein Erwachsener müsste für eine tödliche Dosis zehn Gramm Koffein einnehmen. Das wären über 330 Tassen Espresso. Doch ein Gramm Koffein kann schon leichte Vergiftungen auslösen.

Koffein ist heute in Kaffee, Cola, Energy Drinks aber natürlich auch in Schwarz- und Matetee sowie in kleinen Mengen in Kakao enthalten. Es ist somit die weltweit am häufigsten konsumierte psychoaktive Substanz, Konsumenten schätzen die anregende Wirkung des Koffeins.

Wie wirkt Koffein?

Koffein, das auch im Kaffee und Schwarztee enthalten ist, ist in erster Linie ein Stimulans. Es macht wach, hebt die Laune und fördert Antrieb und Konzentration. Eigenschaften, die gerade von gestressten Managern und Führungskräften geschätzt werden.

Nachfolgendes Schaubild verdeutlicht die Wirkung von Koffein:

Wirkung von Koffeein, Quelle: Der Beobachter 06/2017
  1. Nervenzellen kommunizieren untereinander mit Botenstoffen, die Signale weiterleiten. Dieser Vorgang verbraucht Energie, wobei Adenosin freigesetzt wird.
  2. Adenosin schützt das Gehirn vor Überanstrengung, indem es Rezeptoren bindet. Dadurch wird der Signalaustuasch zwischen Nervenzellen gehemmt. Die Folge: Man wird müde.
  3. Das Koffein blockiert diese Adenosin-Rezeptoren, indem es sie besetzt. Dadruch kann das Adenosin nicht wirken und nicht müde machen.

Was richtet Kaffee am Abend an?

Menschen reagieren unterschiedlich auf Koffein. Manche Personen schlafen nach einer abendlichen Tasse Kaffee unruhig: Es werden die REM-Phasen gestört, die für die nächtliche Erholung wichtig sind.

Koffein, ein wichtiger Inhaltsstoff von Kaffee, beeinflusst das körpereigene Adenosin negativ. Dieses ist im Körper dafür verantwortlich, dass bestimmte Gehirnaktivitäten gehemmt werden und Müdigkeitssignale ausgelöst werden. Besetzt Koffein die dafür notwendigen Rezeptoren, erhält der Organismus gegenteilige Signale – und bleibt länger wach.

Eine große Metastudie hat herausgefunden, was der Koffeinkonsum laut aktuellem Stand der Wissenschaft für den Schlaf und die Gesundheit bedeutet. Es konnte nachgewiesen werden, dass Menschen mit Kaffekonsum

  • um bis zu 45 Minuten weniger schlafen
  • im Schnitt etwa 9 Minuten länger zum Einschlafen brauchen
  • etwa 12 Minuten früher aufwachen
  • rund 7 Prozent weniger effizient schlafen

Hier findest Du einen ausführlichen Artikel zur Wirkung von Kaffe vor dem Schlafengehen.

Kaffee bei hohem Blutdruck

Generell gilt, dass ein moderater Koffeinkonsum unbedenklich ist. Koffein stimuliert zwar den Kreislauf, lässt das Herz schneller schlagen und somit Puls und Blutdruck ansteigen. Jedoch ist dies für einen gesunden Menschen unbedenklich. Zudem lässt sich beobachten, dass regelmässiger Kaffeegenuss diesen Effekt abschwächt. Jedoch sollten Menschen mit Herzrhythmusstörungen oder einem erhöhten Blutdruck vorsichtig sein. Verzicht auf Kaffee wäre anzuraten.

Kaffee macht abhängig

Kaffee ist zwar nicht offiziell als Suchtmittel eingestuft, jedoch ist die Abhängige Wirkung nicht von der Hand zu weisen. Der Körper gewöhnt sich an den regelmässigen Konsum auch in kleinen Mengen. Betroffene kennen es: Wenn die Zufuhr von Koffein ausbleibt, kann der Körper mit Entzugserscheinungen reagieren. Typische Merkmale dabei sind Kopfschmerzen und Konzentrationsprobleme. Aber lässt sich auch eine depressive Verstimmung und Reizbarkeit bei vielen Menschen beobachten, die mit dem Kaffeekonsum aufhören. Diese Symptome verschwinden nach rund 10 – 14 Tagen.

Wieviel Koffein unbedenklich ist

Der Koffeingehalt variert je nach Bohnensorte und Kaffee-Zubereitungsart. Zu viel Koffein löst Symptome wie Ängstlichkeit, Gesichtsrötung, Erregung, Unruhe, Herzrasen oder Übelkeit aus. Gängige Stresssymptome können so verstärkt werden. Es gibt Quellen, die besagen, dass bis zu 400 Milligramm Koffein pro Tag unbedenklich seien. Dies würde fast Tassen Kaffee entsprechen.

Eine kritische Überprüfung des eigenen Kaffeekonsums ist sicherlich angeraten. Meine persönliche Erfahrung zeigt mir: Seit ich keinen Kaffee mehr konsumiere geht es mir mental als auch körperlich sehr viel besser, ich empfinde weniger Stress und Gereiztheit und auch weniger Übersäuerung.

Quelle: Der Beobachter 06/2017

Gerüchte über gesunden Kaffee-Konsum

Zu jeder Studie findet sich eine Gegenstudie. Zudem sind viele wissenschaftliche Ergebnisse mit Vorsicht zu geniessen. Sie basieren nicht selten auf Experimenten mit Tieren oder an Zellkulturen oder subjektiven Beobachtungsstudien, die generell als wenig Aussagekräftig gelten. Laut dieser Studien gibt es Hinweise, dass „günstige Wirkungen von moderatem Konsum“ von Kaffee überwiegen. So soll Kaffee gut sein für Diabetes-Patienten, weil er scheinbar die Insulinwirkung verbessert. Auch sollen Kaffeetrinker weniger an Darmkrebs erkranken und es gibt Hinweise, dass der Konsum von Kaffee Arteriosklerose vorbeugt, bei älteren Personen das Gedächtnis verbessert und das Risiko senkt, an Alzheimer zu erkranken.

Ein Gerücht kann jedoch widerlegt werden: Als Durst-Löscher taugt Kaffee nicht, dafür eignet sich Wasser oder ungesüsste Kräutertees viel besser.

Wie schnell wirkt Kaffee bei Müdigkeit und Erschöpfung

Es ist eine Einbildung, dass man nach wenigen Schlucken Kaffee sofort Energiegeladen und wieder Putzmunter ist. Die maximale Wirkung des Koffeins zeigt sich erst nach 30 bis 45 Minuten, wenn das Koffein vom Magen-Darm-Trakt aufgenommen und im ganzen Körper verteilt worden ist.

Danach dauert es mehrere Stunden, bis der Körper das Koffein wieder abgebaut hat. Die Halbwertzeit von Koffein wird mit ungefähr drei bis fünf Stunden angegeben.

Nach wie vor ist unklar, warum bei manchen Menschen die Wirkung schneller eintritt als bei anderen. Den Wissenschaftlern ist bisher nur bekannt, wie sich das Koffein auf die verschiedenen Organe und Körperfunktionen auswirkt:

Wirkung von Kaffee auf den Körper. Quelle: Der Beobachter 06/2017

Koffein stimuliert das Nervensystem und reduziert den beruhigend wirkenden Neurotransmitter Serotonin. Eine Stress- und Notfallreaktion wird ausgelöst – und das, obwohl wir doch nur in unserem Büro am Computer sitzen und eine Pause einlegen wollen …

Kaffee aus Ayurvedischer Sicht

Der Ayurveda, das Wissen vom Leben, klassifiziert Nahrungsmittel in 26 Kategorien umso eine Empfehlung abgeben zu können, für welchen Konstitutionstyp sich der Verzehr des Nahrungsmittels eignet und für welchen eher nicht.

Kaffee schmeckt vorrangig bitter und kann somit den Elementen Luft und Raum zugeordnet werden – dem Ordnungsprinzip Vata. Seine primären Eigenschaften sind leicht, trocknend, stimulierend und erhitzend. Die erhitzende Qualität entsteht durch den Röstvorgang, bei den Temperaturen von 200-260 Grad entstehen. Bezogen auf die drei Dosha erhöht Kaffee Vata und Pitta bei gleichzeitiger Senkung von Kapha.

Das heisst vereinfacht ausgedrückt,

Er stimuliert das Körperfeuer (Agni), klärt die Körperbahnen (Srotas) und regt die Zirkulation an.

Auch wenn Kaffee kurz nach dem Verzehr zunächst die Verdauung anregt und bei vielen Menschen eher zu lockerem Stuhlgang führt, verursacht er durch seine trocknende Wirkung langfristig gesehen Verstopfung.

Empfehlung nach Ayurveda, Quelle: Ayurveda-Journal

Doch nicht nur die Geschmackrichtungen sind ausschlaggebend. Der angenehme Duft, das ritualisierte Zubereiten des Kaffees und seine Geschmacksvielfalt stehen auch für Genuss. Eine Komponente die auch im Ayurveda bedeutsam hervorgehoben wird.  Wird Kaffee in Ruhe und ausgeglichenem Zustand maßvoll konsumiert, stehen seine positiven Wirkungen im Vordergrund.

Jedoch muss sich der Kaffeetrinker bewusst sein, dass die psychotrope Substanz Koffein im Kaffee eine Stressreaktion auslöst. Auch dann, wenn offensichtliche keine Stressoren wie Zeitdruck, hohe Arbeitsbelastung oder Konflikte vorhanden sind. Menschen, die unter mangelnder Stressbewältigung oder psychovegetativen Störungen leiden, sollten daher aus ayurvedischer Sicht auf Kaffee verzichten.

Ayurveda teilt Substanzen niemals in „gut“ und „schlecht“ ein, sondern in individuell „zuträglich“ und „unzuträglich“ – ganz abhängig von der konstitutiven Prägung. Und diese Betrachtung gilt für Kaffee in besonderem Maße.

Der Artikel wurde inspiriert von einem Beitrag im Beobachter 06/2017 und dem Ayurveda-Journal.

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