Konstruktiv streiten um Stress zu vermeiden

Konflikte sind nichts Schlechtes. Vorausgesetzt, man kann sich konstruktiv streiten.

Wahrscheinlich hast Du es auch schon erlebt. Dein Partner möchte die nächsten Ferien am Meer verbringen. Dich zieht es jedoch ans Meer. Oder einer möchte Kinder, der andere geniesst das unverbindliche Leben ohne.

Unterschiedliche Bedürfnisse benötigen Klärung

In Beziehungen werden wir immer wieder mit Situationen konfrontiert, in denen sich die eigenen Bedürfnisse von denen des Partners oder der Partnerin unterscheiden. Dies ist sicherlich eine der grössten Stressquellen unseres Lebens.

Letztendlich gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder der Konflikt wird angesprochen oder einer der Betroffenen passt sich schweigend an.

Unterdrückung eigener Bedürfnisse

Es gibt viele Menschen, die Streit um jeden Preis vermeiden wollen – oder es einfach nicht gelernt haben, Dissonanzen anzusprechen. Vielfach sind es tiefsitzende Prägungen. Angst vor Ablehnung, mangelndes Selbstvertrauen oder einfach die Unfähigkeit, Konflikte auszustehen und es auch mal auszuhalten, den Partner nicht zu gefallen. Betroffene schlucken ihre Bedürfnisse dann einfach herunter, dem Frieden zuliebe.

Letztendlich ist ein Streit immer auch ein Spiegel meiner Selbst. Bin ich im Konflikt mit mir, so habe ich häufig Konflikte auch im aussen, sprich in meinen Beziehungen zu meinen Mitmenschen. Hier kann es helfen, meine Selbstliebe zu stärken.

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Streit kann Stress auslösen

Bei grossen Entscheiden oder wenn sich viele kleine häufen, sei das belastend, können Stresssymptome mit körperliche Folgen wie Migräne, Schlafstörungen oder andere chronische Krankheiten auslösen. Oder man breche plötzlich aus der Beziehung aus, weil man es nicht mehr aushalte sagt der Paartherapeut Guy Bodenmann, der an der Uni Zürich zum Thema Konflikte forscht.

Beziehung braucht konstruktive Konflikte

Paare sollten ihre Probleme daher ansprechen, auch wenn das zu Streit führe, so Bodenmann weiter. Im Alter zwischen 30 und 40 Jahren streiten sich Paare in der Regel am häufigsten. Dabei sind die häufigsten Streitthemen Kindererziehung, Haushalt, Finanzen oder Eifersucht.

Dabei ist wichtig zu verstehen, dass ein Streit an sich nicht weiter schlimm ist. Jede Beziehung braucht konstruktive Konflikte, damit sie auf Dauer funktioniert.

Junges Paar streitet

Doch wie geht das, konstruktiv streiten? Folgende sechs Tipps können helfen, einen Konflikt konstruktiv zu lösen:

Den richtigen Zeitpunkt wählen 

Natürlich ist nicht jeder Streit planbar. Aber: Wenn man ein heikles Thema ansprechen will, sollte der richtige Zeitpunkt sorgfältig geplant sein. Ein gutes Timing ist wichtig. Wenn der Partner gestresst von der Arbeit kommt, artet ein Streit meist schneller aus, als wenn beide entspannt sind. Der Paarcoach Bodenmann weiss: «Stress wirkt sich negativ auf Beziehungen aus, weil Toleranz und Grosszügigkeit dann viel geringer sind».

Es braucht Feingefühlt um zu merken, ob der Zeitpunkt passt. Frisch verliebte Paare sind besonders darin gut, zu spüren, wie es dem anderen gerade geht. Sie sind sehr sensibel und spüren meist genau, was dem Partner oder der Partnerin fehlt. Mit der Zeit, wenn die Verliebtheit abklingt, geht diese Eigenschaft oft verloren. Man ist verstärkt bei sich und den eigenen Bedürfnissen. «Das heisst nicht, dass man es nicht wieder lernen kann, notfalls auch in einer Therapie.» 

Sich Zeit nehmen 

Einen Streit sollte man immer als persönliche Begegnung sehen. Eine, bei der sich beide öffnen, erklären, was ihnen wichtig ist und weshalb. Das braucht einen guten, ungestörten Rahmen und Zeit. Beides sollte man sich nehmen. Das gelte generell für Beziehungen: «Die meisten Partnerschaften zerbrechen, weil die Paare zu wenig Zeit miteinander verbringen und diese wenige Zeit auch noch mit Streiten belasten.» 

Eine gute Einstellung 

Viele Menschen sehen in einem Streit einen Machtkampf. Häufig gehen sie mit einer Haltung hinein in denen ihr eigenes Bedürfnis wichtiger scheint, als das des gegenüber. «Das steht mir zu» oder «Ich werde es ihm oder ihr schon zeigen». Das ist natürlich alles andere als konstruktiv. Vielmehr sollte man lieber versuchen, zu verstehen, was die andere Person will, weshalb ihr das wichtig ist und wie man einen Kompromiss finden kann. Hier hilft es, seine Achtsamkeit zu schulen, um zum einen seine als auch die Bedürfnisse des Partners besser wahrnehmen zu können. Und zum anderen nicht sofort in eine abwertende Haltung zu fallen.

Gut zuhören

Dies ist leichter gesagt, als getan. Oft ist man bei einer Auseinandersetzung oder Streit viel zu sehr auf die eigenen Argumente und Standpunkte ausgerichtet und hat kaum ein offenes Ohr für die des Partners. Schnell kann dies in Vorwürfe enden. Und noch schlimmer: Während das Gegenüber auf unsere Einwände reagiert, überlegen wir oft schon, was wir als nächstes Vorbringen. Ohne genau zuzuhören. Wenn beide nur reden, aber keiner zuhört, kann das zu keiner Lösung führen.

Gewisse Regeln befolgen 

Einige grundsätzliche Regeln können helfen, damit ein Streit konstrktiv verläuft. Anschuldigungen sollten grundsätzlich vermieden werden. Besonders Sätze wie «Du machst immer…» oder – «Du machst nie…» sind tabu. Stattdessen sollte von sich aus argumentiert werden. Es hilft dem gegenüber, sich zu erklären wie man sich fühle, warum einen das Verhalten des Partners verletzt habe oder was man sich von ihm oder ihr wünsche. 

Eine Lösung finden 

Wie häufig und worüber sich Paare streiten, sagt nichts über die Qualität ihrer Beziehung aus. Wie ein Streit ende hingegen schon. In der Hitze des Gefechts werden oft verletzende Dinge gesagt. Glückliche Paare seien aber darauf bedacht, das möglichst wiedergutzumachen. Unglückliche dagegen schöpften gern aus dem Vollen, zielten absichtlich auf die wunden Punkte des anderen und entschuldigten sich später auch nicht dafür. Dabei sei dieses «Reparieren» enorm wichtig. «Man sagt, für jede negative Aussage braucht es fünf positive.»

Damit ein Streit konstruktiv endet, braucht er ein für beide stimmiges Ergebnis. Geht man nun in die Berge oder ans Meer? Es gibt Fragen, die lassen sich mit einem Kompromiss lösen. So könnte man dieses Jahr in die Berge fahren und das nächste ans Meer. Andere, wie die Kinder zu erziehen sind, sind schwieriger. Vielleicht ist einer bereit, sich anzupassen? «Das muss aber gut überlegt und besprochen sein», sagt Bodenmann. Sonst sei einer von beiden irgendwann frustriert. Ein Resultat könne auch sein, dass es eben keine Lösung gibt. Paare müssten sich dann gemeinsam fragen, was das für ihre Beziehung bedeutet. 

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