Stress in der Komplementärmedizin: Interview mit Stefan Geisse

Stress ist DIE Krankheit des aktuellen Jahrhunderts. In unserer Gesellschaft muss es schnell gehen. Dazu kommt der Druck, in allen Aspekten des Lebens nach Perfektion zu streben: Neben der glänzenden Karriere soll man auch in der Freizeit Erfolge verbuchen, ausserdem eine Familie gründen, reisen, Sport machen, sich gesund ernähren, dabei die Persönlichkeitsentwicklung nicht aus den Augen verlieren und mit der täglichen Yoga-Routine und den frischen Smoothies Körper und Geist etwas Gutes tun. Kein Wunder, fühlen sich manche Leute wie ein kleines Zahnrad, das viel zu schnell dreht. Und plötzlich wird die Zeit dazu genutzt, DINGE ZU TUN (bzw. die To-Do-Liste abzuarbeiten), statt zu SEIN.

Es kann es für die persönliche Entwicklung sinnvoll sein, an die eigenen Grenzen zu stossen. Wann aber wird Stress zu einem ernsthaften Problem?

Stressbewältigung: Lösungen aus der Komplementärmedizin

Diese und andere Fragen wurden von Holista, dem Gesundheitsportal verschiedenen Expertinnen und Experten zum Thema Stress gestellt, unter anderem Stefan Geisse. Stefan ist Stress-Trainer. Während 15 Jahren war er Kadermitglied in grossen, internationalen Unternehmen. Seine Erfahrungen haben ihn dazu gebracht, eine eigene Methode der Stressbewältigung zu entwickeln, basierend auf Ayurveda und Yoga. Er bietet auch Retraiten unter dem Namen «Stress Auszeit» an.

Stress kennen wir alle. Ab wann kann man sagen, dass der erlebte Stress nicht mehr gesund ist?

Stefan Geisse:Das Stressempfinden ist sehr subjektiv. Was den einen schnell aus der Bahn wirft, beginnt beim anderen erst spannend zu werden. Entscheidend ist meiner Meinung nach, ob die Stressreaktionen noch im gemässigten Rahmen ablaufen oder ob der Körper sich an den chronischen Stress gewöhnt hat (die Wissenschaft spricht dann von Allostatischer Last, also von der Anpassung an eine extreme Situation). Oft erkennen die Betroffenen dann nicht mehr, wie tatsächlich gestresst und belastet ihr Organismus und Geist bereits ist. Dazu kommt, dass es leider oft als «chic» gilt, viel zu arbeiten, hart zu sein und vieles wegstecken zu können. «Geht schon» ist ein Standardsatz, den ich oft höre und bei dem ich schnell aufhorche.

Was ist der Unterschied zwischen Stress, Burnout und Erschöpfung?

Stefan Geisse: Eine erste Selbsteinschätzung, wie gestresst man ist und ob man Burnout-gefährdet ist, gibt dieser Online-Test.

Wie helfen Sie Ihren KundInnen, deren Stress besser zu managen?

Stefan Geisse: Ich benutze bei meiner Arbeit das Wissen des Ayurveda. Schon vor tausenden von Jahren wurde erkannt, dass der Mensch einzigartig ist. Mit dem System des Ayurveda kann ich meinen Klienten einschätzen und sehen, welche gängigen Verhaltensmuster er aufweist. Eher schwere Erde- und Wassertypen neigen zu Trägheit und «Aussitzen», während durch das Feuerelement geprägte Menschen dazu neigen, sich und andere zu überfordern. Luftige Typen verzetteln sich gerne und haben viele Ideen, jedoch fehlt es oft an Durchsetzungsstärke. Erkennt das auch der Klient durch meine Arbeit, weiss er oder sie, wo er ansetzen kann. Dazu gehören neben dem rationalen Wissen wie Konfliktmanagement, Kommunikation und instrumentelle Stresskompetenz auch an die Konstitution angepasste Lebensführung und Ernährung aber auch mentale Arbeit mittels den Techniken des Yoga wie Atem, Körperübungen, Achtsamkeit und Meditation.

Was können unsere LeserInnen jetzt gleich konkret umsetzten, um ihren Stress zu reduzieren?

Stefan Geisse: Im Management sind es oft die feurigen Pitta-Typen, die ehrgeizig, zielstrebig und erfolgsorientiert sind. Laut Ayurveda neigen sie u.a. zu den Eigenschaften sauer, scharf, spitz bzw. durchdringend und heiss. Gleiches erhöht gleiches, das Gegenteil reduziert. Habe ich also bereits (zu-)viel Feuer in mir, erhöhe ich es mit saurem Essen und Alkohol, scharfen Gewürzen und Nahrung die zu heiss zubereitet wurde (also z.B. frittiertes Essen). Das Gegenteil tut gut: Süsses, bitteres und kühlendes Essen hilft hervorragend, das Feuer zu reduzieren. Menschen, die oft fahrig sind, viel vergessen und den Geist nicht zur Ruhe bringen (der Ayurveda spricht von Vata, dem Luft- und Raum-Element) haben Eigenschaften wie leicht, beweglich, kalt, rau, trocken. Ihnen tut gut: warmes, liebevoll zubereitetes, feuchtes Essen. Porridge am Morgen mit Zimt, Nelken und gedünsteten Früchten wirkt hier Wunder!

Das vollständige Intervie finden Sie hier.

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