Warum Stressprävention heute in aller Munde ist: Unser Leben hat sich in den letzten Jahren grundlegend geändert. Wo früher noch Zeit für private Interessen war, wo man sich lange im Vorfeld für ein Treffen mit Freunden verabredete, ist heute scheinbar nur noch eines wichtig:
Die Freiheit zu haben, für alles offen zu sein. Alles scheint möglich, die Welt steht uns offen! Es gibt so viele Optionen, wir müssen uns nur für die beste entscheiden.
Und das stellt uns immer häufiger vor grosse Probleme: Dadurch fühlen wir einen unausgesprochenen Druck immer etwas zu verpassen. Wir verlernen es dadurch immer mehr, verbindlich zu Entscheidungen zu stehen, etwas mit Konsequenz zu verfolgen.
Vielmehr sind wir abgelenkt und fühlen eine Unsicherheit. War es die richtige Entscheidung? Verpasse ich vielleicht etwas? Wäre es an einem anderen Ort nicht spannender? Mit anderen Menschen?
Stressprävention geht jeden etwas an
Früher wurde Stress oft mit viel Arbeit gleichgesetzt. Das mag heute noch gelten. Doch beobachte ich immer häufiger, dass auch Menschen gestresst sind, die gar nicht so viel arbeiten müssen. Jedoch genauso unter Stresssymptomen leiden, wie hart arbeitende Manager und Führungskräfte.
Stresssymptome unserer Zeit
Zu häufig zu beobachtenden Merkmalen einer Stressbelastung zählen häufig Rücken- und Nackenschmerzen, Verspannungen, Verdauungsprobleme aber auch ein nie zur Ruhe kommender Geist mit ständig kreisenden Gedanken. Schlafstörungen, innere Angespanntheit, Erschöpfung sind nur einige von gängigen Stresssymptomen.
Stress durch Kampf oder Flucht
Woher kommt dies? Seit Jahrtausenden ist unser Organismus mit einem phantastischen Überlebensprogramm ausgestattet, der unser Überleben in kritischen Situationen sichert. In einer bedrohlichen Situation werden innerhalb kürzester Zeit zusätzliche Energiereserven bereitgestellt, die uns helfen, eine gefährliche Situation zu meistern. In dem wir uns dem Kampf stellen oder vor einem zu mächtigen Gegner flüchten.
Der Körper verbrennt zusätzliche Energiereserven um sie den wichtigsten Muskeln zur verfügung zu stellen (schnellere Atmung für mehr Sauerstoffzufuhr, erhöhter Herzschlag und Erhöhung des Blutdrucks um diese Energie schneller zu transportieren) und reduziert geleichzeitig viele Funktionen die in diesem Moment zu viel Energie verbrauchen würden (umfangreiche Gehirnaktivitäten, Verdauung, Immunsystem, Libido, Muskeln die jetzt nicht gebraucht werden).
Wir können heute den Stress nicht mehr abbauen
Das ist eine wunderbare Errungenschaft, die viele tausende Jahre sehr gut funktioniert hat. Wir konnten so vor wilden Tieren, gefährlichen Situationen und Gegnern bestehen.
Doch heute gibt es keine Bären, gefährliche Klippen oder bösartige Gegner mehr. Und trotzdem reagiert unser Organismus bei schienbarer Bedrohung gleich. Die Folge: Wir haben sehr viel Energie zur Verfügung, können diese jedoch nicht mehr richtig abbauen (zum Glück schlagen wir unserem Chef nicht auf die Nase oder rennen verängstigt vor ihm weg).
Zudem häufen sich die stressigen Situationen. Und gleichzeitig haben wir zu wenig Regenerationsphasen in denen sich unser Körper und Geist von den Reaktionen erholen kann.
Stressprävention erfordert kritische Auseinandersetzung mit einem selbst
Ich habe sehr gute Erfahrungen mit meinen gestressten Klienten gesammelt, wenn sie sich auf ihre Situation selbstkritisch einlassen konnten. Denn zu einer erfolgreichen Stressbekämpfung gehört nicht nur ein Entspannungsprogramm und Regeneration. Sondern vielmehr die kritische Auseinandersetzung mit einem selbst und den Dingen, die Stress auslösen.
Die Stresstrias
Vereinfacht gesprochen kann das Stressgeschehen auf drei Bestandteilen aufgebaut werden. Zuerst gibt es ein Stressor, dieser ist allgemeiner Art. Viel Arbeit, ständige Erreichbarkeit, hohe Erwartungshaltung der Umwelt, Lärm usw. Hier kann man nur bedingt etwas tun, es helfen oft einfache Dinge wie Arbeitsorganisation, Priorisierung, Ablagetechniken, Delegation um diese Stressoren etwas zu reduzieren. Doch ganz vermeiden lassen sie sich in der Regel nicht.
Entscheidend wir jetzt Phase zwei: Meine persönlichen Stressverstärker. Wie gehe ich mit diesen allgemeinen Stressoren um? Welche Gedanken habe ich? Welche Glaubenssätze? Wie sehe ich die Welt? „Sei perfekt!“, „sei beliebt“ oder „ich kann nicht!“ sind gängige Glaubenssätze, die oft tief in uns schlummern und unser Leben schwer machen. Denn wenn ich immer alles perfekt machen möchte und gleichzeitig viel zu tun habe, ist Stress vorprogrammiert.
Dies führt zum dritten Teil der Stresstrias: Der Stressreaktion. Diese kann körperlicher Art sein (Verspannungen, Verdauungsprobleme), mentaler Art (Unruhe) oder auch verhaltensbezogen (z.B. Aggressives Verhalten, Schuldzuweisungen).
Chronischer Stress
Stressoren sind allgegenwärtig. Auch die Art wie wir mit ihnen individuell umgehen lässt sich nicht ganz vermeiden. Entscheiden wird, ob der Stress ab und an auftaucht und wir genügend Erholungs- und Regenerationsphasen haben. Oder ob wir von einer stressigen Situation zur nächsten hetzen. Und so Stress chronisch wird.
Welche Möglichkeiten zur Stressprävention gibt es
Eine effektive Stressprävention bedeutet einen kontinuierlichen Prozess und keine einmaligen Bestrebungen. Folgende Massnahmen auf individueller Ebene können helfen, Stress präventiv entgegen zu stehen:
- pflegen Sie ihre sozialen Kontakte / ihr soziales Umfeld
- sorgen Sie aktiv für ein gutes Arbeitsklima
- vermeiden Sie permanenten Zeitdruck
- vermeiden Sie Rollenkonflikte und üben Sie sich in beruflicher Abgrenzung
- vermeiden Sie permanente Über- oder Unterforderung
- treiben Sie regelmässig Sport, Bewegung im Ausdauerbereich, bewegen Sie sich in der freien Natur
- regelmässige Entspannungstechniken (Yoga, Tai Chi, Qi Gong ect.) und Atemtechniken einüben
- überprüfung der eigenen Einstellung (stimmen Anforderungen, die ich an mich stelle oder sind sie zu hoch?)
- Achtsamkeit trainieren: auf das eigene Befinden achten, seinen Körper und seine Gefühle wahrnehmen und Raum geben
- setzen Sie Prioritäten, weg vom Perfektionismus und lernen Nein zu sagen
- gezielte Planung von Regenerationsphase, Verschnaufpausen im Alltag einbauen, eigene Kräfte gezielt einsetzen, für Ausgleich und Entspannung sorgen
- genügend Schlaf
- Verzicht auf Psychostimulanzien, Alkohol und Kaffee in Massen
- Arbeitgeber und Freunde suchen, die einem gut tun, überlegen sie sich, wo sie sich Unterstützung und Aussprache holen können, ggf. medizinische und therapeutische Hilfe annehmen
Stressprävention durch Yoga, Achtsamkeit und Meditation
Es geht also bei der Stressbewältigung und der Stressprävention nicht nur darum, Stress abzubauen, zu entspannen und zu regenerieren. Sondern auch sein eigenes Verhalten, seine Einstellungen und die zugrundeliegenden Gedanken zu überprüfen. Wie beurteile ich die jeweilige Situation? Welche Gedanken liegen dem zugrunde? Was sind hinderliche Glaubenssätze, die eine Situation beschwerlich machen?
Der Yoga, eine jahrtausendealte Lebensphilosophie hilft uns bei der Stressbewältigung. Durch achtsames üben lernen wir unseren Körper als auch unseren Geist besser kennenzulernen. Es geht dabei weniger um wilde Körperakrobatik, vielmehr um Selbstreflexion und Erlangung von mentaler Stärke.
Durch bestimmte Übungen wie Atemregulierung (pranayama), einüben von bestimmten Körperhaltungen (asana) als auch dem konzentrierten Ausrichten des Geistes auf ein Objekt der Meditation (dharana) entwickeln wir so Fähigkeiten, die und ermöglichen Stress zu bewältigen. Die regelmässig praktizierte Buddhistische vipassana Meditation kann ebenfalls sehr Hilfreich zur Stressprävention sein.
Ein Schlüssel ist dabei die Achtsamkeit: Durch das Erlernen der Achtsamkeit können wir stressverursachende und verstärkende Faktoren rechtzeitig identifizieren und Gegenstrategien entwickeln – ohne uns in dem Stress zu verlieren und blockierenden Gedanken zu verstricken.
Achtsamkeit kann dabei als klares und nicht-wertendes Gewahrsein dessen bezeichnet werden, was in jedem Augenblick geschieht. Sie ermöglicht uns, Körperempfindungen, Gedanken, Gefühle und alle anderen Wahrnehmungen so zu akzeptieren wie sie sind. Ganz gleich, ob diese als angenehm, oder unangenehm empfunden werden. Wir lernen also, das Leben also tatsächlich zu erleben, wie es sich von Augenblick zu Augenblick entfaltet. Achtsamkeitstraining ist ein perfektes und erprobtes Mittel um Stressprävention in den Alltag einzubauen.
Stressbewältigung und Achtsamkeit lernen
Stefan Geisse bietet verschiedene Kurse und Seminare zur Stressbewältigung und zur Stressprävention an. Sei es eine Stress-Auszeit im Kloster oder ein langes Yoga-Wochenende. An wunderschönen Orten in der Schweiz aber auch im Schwarzwald, Allgäu oder auf Mallorca veranstaltet er Yoga-Retreats und Vorträge zur Stressbewältigung, Achtsamkeit und um Meditation lernen. Aber auch Yogaferien am Meer sind eine schöne Möglichkeit zur Stressprävention.