Warum ich für das neue Jahr keine Vorsätze fasse

Regelmässig Sport. Weniger trinken. Mehr auf die Ernährung achten. Früher ins Bett gehen. Natürlich können wir in unserem Leben vieles anders und besser machen.

Und wie oft hats Du Dir schon vorgenommen im neuen Jahr endlich wieder mehr Gutes für Dich und Deine Gesundheit zu tun?

Und wie oft hast Du erlebt, dass Dir es zwar die ersten Tage besser ging. Vornehmlich mental, denn Du konntest ja stolz auf Dich sein. Doch dann, langsam, haben sich die alten Muster wieder eingeschlichen.

Die guten Vorsätze fürs neue Jahr sind schnell verflogen

Der regelmässige Fitnessclubbesuch stockte. Die Woche ist gerade anstrengend, nächste Woche aber wieder. Oh heute habe ich schlecht geschlafen, ich stehe etwas später auf und mache meine Morgenroutine dann halt morgen wieder.

Und die Anfangseuphorie wandelte sich langsam wieder in Frust. Vielleicht hast Du Dich ertappt, wie Du Dir selbst Vorwürfe gemacht hast.

Selbstvorwürfe und ewiges Vergleichen

Ich bin nicht gut genug. Ich bin nicht diszipliniert genug.

Oder Dich mit all den anderen Menschen verglichen, die ja scheinbar alles im Griff haben. Regelmässig trainieren, sich gesund ernähren, einen ausgeglichenen Lebensstil führen.

Doch mal ganz ernst: Wer in Deinem Bekanntenkreis tut das tatsächlich? Natürlich reden viele davon, wie sie sich Gutes tun. Meine Erfahrung zeigt: Es sind nur ganz ganz wenige Menschen, die tatsächlich nachhaltig immer und überall genau das tun, was sie sich mal vorgenommen haben.

Und nicht wenige von diesen Menschen tun dies nicht in einem liebevollen Umgang mit sich selbst, sondern scheinen getrieben davon. Ihnen fehlt die Achtsamkeit, die Präsenz und verlieren sich im müssen, sollen, kämpfen. Und sich und anderen irgendetwas beweisen müssen.

Der Rest, der den Eindruck des scheinbar Perfekten verursacht, postet sonnendruchflutete Bilder in den Sozialen Medien und erzählt Heldengeschichten.

Lasst uns aufhören damit, uns unter Druck zu setzen

Also. Lasst uns doch alle nochmals durchschnaufen.

Ich bin für mich zum Schluss gekommen, dass ich anders an die Sache herangehen möchte. Ja muss.

Denn ich merkte, in all den Jahren hat sich ein grosses Frustrationspotential bei mir aufgebaut. Einerseits spürte ich, dass es mir gut tut, bestimmte Dinge zu tun und andere zu lassen. Mehr meditieren, weniger feiern.

Andererseits spürte ich, wie mein innerer Kritiker sich immer häufiger zu Wort meldete. «Es ist schönes Wetter, geh joggen!». «Jetzt hast Du wieder so viel Zeit verdaddelt, Du hättest etwas sinnvolleres tun können!». «Du warst seit einer Woche nicht mehr im Fitnessstudio. Warum bist Du nicht konsequent!?»

Warum wollen wir uns alle optimieren?

Es hat lange gedauert, bis ich erkannt habe, dass ich anders herangehen muss. Es geht nicht darum, aus einem Mangel heraus etwas «Gutes» zu tun um etwas «Besseres» zu erreichen. Der Aspekt der Selbstoptimierung wird mir tagtäglich in meinem realen Umfeld als auch in den virtuellen Sozialen Medien förmlich um die Ohren gehauen.

Wenn Du magst, schau Dir das Fernsehinterview von mir zum Thema Selbstoptimierung an:

„Achte auf Dein Mindset.“ „Es sind meine Gedanken, die meine Welt erschaffen. Wenn ich nur fest daran glaube, wird es eintreten.“ „Ich bin verantwortlich für meinen Erfolg.“ „Sei die beste Version Deiner selbst.“…. Jaja, ist ja gut. Ich glaube auch grundsätzlich daran, was viele dieser ach so erfolgreichen Menschen propagieren.

Doch es setzt mich unter Druck.

Es lässt mich fühlen, dass ich nicht gut genug bin.

Es gibt mir ein Gefühl, ich genüge nicht und könnte noch so viel mehr tun.

Lieber als irgendwelche Vorsätze sind Klarheit und Verbundenheit

Dann setze ich mich hin und meditiere. Und in guten Tagen spüre ich, dass ich doch schon gut genug bin. Dass ich tiefen Frieden in mir spüre. Dass ich mich Verbunden mit etwas grösserem spüre. Dass ich geliebt werde. Dass ich mich liebe.

Und dass alles in Ordnung ist, so wie es ist.

Ich habe geschrieben: in guten Tagen.

Und ja, ich habe auch Tage und Phasen in meinem Leben, die mich fordern. In denen ich Zweifle. In denen ich mit alten schmerzhaften Erinnerungen und Erfahrungen konfrontiert werde. In denen dunkle Gedanken da sind und intensive Gefühle.

Achtsamer, bewusster Umgang mit mir selbst

Und mir ist dadurch bewusst geworden, dass ich achtsam sein muss mit mir. Dass ich meine Ressourcen bewusst nähren und pflegen muss. Dass ich mir klar werden muss über meine Wünsche, Bedürfnisse und Ziele.

Ich schreibe bewusst muss, da es nun doch etwas Aufwand bedeutet. Doch dieses muss hat eine andere Qualität als das «ich muss ins Fitnessstudio gehen». Denn es wir in einen grösseren Rahmen eingebettet. Nämlich meinem Traum von einem erfüllten, zufriedenen Leben.

Und diesen Traum darf ich jeden Tag ein Stückchen nähren. Indem ich ihn mir immer wieder präsent mache. Und indem ich mir immer wieder bewusst mache, was mir dabei hilft, jetzt schon ein erfülltes und zufriedenes Leben zu führen.

Es geht also viel um Präsenz. Um ein bewusstes, achtsames Leben im Moment. Mit einer klaren Vision, was ich in diesem Leben erreichen möchte.

Und das ist so viel mehr wertvoller, sinnvoller und nachhaltiger als taktische und isolierte Massnahmen, die ich mir zum 1ten Januar vornehme.

Warum ist es manchmal schwer, Routinen zu etablieren und wie kann ich unterscheiden zwischen wohltuenden Routinen und Kompensationsstrategien, die durchgeführt werden, um etwas anderes nicht zu spüren? Diesen Fragen widmet sich Verena König, welche ich sehr schätze in diesem spannenden Podcast.

Wie schaffe ich ein achtsames, bewusstes und zufriedenes Leben?

Nun, natürlich ist dies alles ein dynamischer Prozess. Viele Puzzleteile greifen ineinander. Und eine Blaupause gibt es nicht. Jede Biographie ist anders. Jeder Mensch hat unterschiedliche Fähigkeiten und Potentiale.

Dem einem gelingt es eher, diszipliniert und strukturiert zu sein (Stichwort pitta dosha in der Ayurvedischen Konstitutionslehre). Ein anderer hat seine Fähigkeiten im visualisieren, in der Kreativität, in der energetischen Verbindung (vata dosha). Andere wiederum benötigen Antrieb und Bestätigung in ihrem sozialen Umfeld (kapha dosha) uswusw.

Was ich anstelle von guten Vorsätzen tue

Die Raunächte haben für mich eine besondere Magie. Es sind die Tage «zwischen den Tagen» in der Differenz zwischen dem Mondkalender (354 Tage) und unserem gängigen Sonnenjahrkalender mit seinen 365 Tagen. Unabhängig, ob man daran glaubt oder dem gar keine Bedeutung zumisst, so spüre ich in der Zeit zwischen dem christlichen Weihnachtsfest und der ersten Januarwoche eine besondere, feine Energie (die leider oft durch den allgemeinen Trubel, Konsumrausch und aufgezwungenen Festen mit viel Stress für alle Beteiligten überschattet wird).

Ich ziehe mich gerne zum Räuchern und Meditieren zurück und mache kleine Rituale wie das Ziehen von Orakelkarten oder übe mich in Dankbarkeit, Demut und Vergebung.

Höre Dir die geführte Meditation an. Einfach auf das Bild klicken

In der Stille spüre ich hinein, was gerade da ist und gestatte dem, zu sein. Alter Schmerz, der gesehen werden möchte. Berührende Verbindungen zu liebevollen Menschen. Innere Unruhe oder tiefer Frieden. Ganz gleich, ich gestatte mir, einfach zu sein.

Klarheit, Ordnung, Bewusstwerdung

In dieser Atmosphäre und Stimmung (die wie gesagt über mehrere Tage andauert) setze ich mich hin und bringe das, was ist, zu Papier. Ich mache mein Vision Board für das neue Jahr, ich ordne meinen Freundeskreis neu, ich werde mir bewusst, was meine Ressourcen sind und welche ich noch mehr pflegen möchte und werde mir meinen Talenten und Fähigkeiten bewusst und schreibe sie auf.

Mehr Information wie Du mehr Klarheit für Dich finden kannst, findest Du hier.

Dies, wie gesagt, ist meine Art, wie ich mich auf mein neues Jahr vorbereite. Auch die Arbeit mit meinem verletzten inneren Kind, das Kultivieren von Selbstliebe und -annahme oder auch dem Bewusstwerden meiner Bedürfnisse gehört dazu.

All das hilft mir, klar, fokussiert und präsent zu sein. Und dann leiten sich daraus gewisse Handlungen und Einstellungen automatisch ab. Die aber nicht als krampfige Vorsätze dastehen. Sondern fast wie von alleine kommen.

Weil ich Lust darauf habe, meiner Vision meines Lebens näher zu kommen. Und jeden Tag bewusst und mit Freude und Dankbarkeit zu begehen.

In diesem Sinne wünsche ich Dir einen wunderschönen Start in Dein neues Jahr. Ganz ohne Vorsätze. Dafür aber mit einer wachen Präsenz, wie Du Dein Leben gestalten möchtest.

Von Herzen alles Liebe, Dein Stefan

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