Seit 2016 ist Yoga immaterielles Weltkulturerbe der UNESCO. Mit dieser Ernennung wird die aus Indien stammende philosophische Lehre für ihre lange Tradition und kulturelle Bedeutung für die Menschheit geehrt. Schließlich dienen Yoga-Praktiken auch der Bewusstseinserweiterung und Selbstfindung, und das schon seit vielen Generationen. Yoga ist für viele eine Art der Weltanschauung.
Doch neben der meditativen und entspannenden Wirkung in stressigen Lebensphasen sind es vor allem die körperlichen Übungen, die sogenannten Asanas, die die physische Gesundheit des Körpers verbessern und körpereigene Funktionen unterstützen können. So lässt sich mit Yoga beispielsweise auch die Blase stärken.
Anatomie des Harntraktes
Bei der Blase handelt es sich um ein Hohlorgan, das jeder gesunde Mensch besitzt. Es liegt sowohl bei Männern als auch bei Frauen auf dem Beckenboden und speichert als wichtiger Teil des Harntraktes den Urin. Ist die Blase gefüllt, setzt starker Harndrang ein – im Normalfall ist dies das Signal, auf Toilette zu gehen. Durch das Entspannen der Schließmuskeln am Blasenboden kann die Blase über die Harnröhre entleert werden, und der Harndrang lässt wieder nach.
Doch verschiedene Ursachen können die Funktionen der Blase einschränken, besonders bei Frauen. Das liegt an der weiblichen Anatomie, denn im Gegensatz zur männlichen Harnröhre, die 20 bis 25 Zentimeter lang ist, misst die weibliche nur drei bis vier Zentimeter. Zudem liegt sie näher am After, weshalb die Harnwege bei der Frau deutlich häufiger von Bakterien befallen werden, die beispielsweise eine Blasen- oder Harnwegsentzündung auslösen können.
Es kann passieren, dass Frauen von starkem Harndrang oder Tröpfchen im Slip betroffen sind, ohne dass eine entzündliche Veränderung des Harntraktes vorliegt. Dann liegt die Ursache dafür häufig an einer zu schwachen Beckenbodenmuskulatur oder daran, dass die Organe des Harntraktes nicht ausreichend durchblutet werden. Eine schwache Blase kann die Folge sein – doch man kann einiges gegen sie tun.
Übungen zur Förderung der Durchblutung
Sind die Symptome nicht organisch bedingt, verspürt man durch regelmäßige Yoga-Übungen schon nach wenigen Wochen eine Besserung. Wichtig ist es, die Durchblutung des Unterleibs anzuregen und den Beckenboden warmzuhalten. Besonders im Winter verstärken sich die Symptome einer sensiblen Blase, denn durch die Kälte wird die Muskulatur schlechter durchblutet. Mit Übungen wie der Beuge aus dem Stand (Uttānāsana) oder einer Variation der Seitenbeuge (Utthita Trikonāsana) werden die betreffenden Muskelgruppen aufgewärmt, aber vor allem die Nierengegend durch Dehnung stimuliert. So kann die Durchblutung der Organe des Harntraktes gefördert werden.
Auch durch eine schwache Beckenbodenmuskulatur können Symptome einer sensiblen Blase entstehen. Das liegt daran, dass die wenigsten sportlichen Übungen die Tiefenmuskulatur des Beckenbodens erreichen – trotz der Tatsache, dass dieser an so vielen Funktionen des Körpers beteiligt ist, beispielsweise an der Stabilisierung der Körpermitte oder beim Gang zur Toilette.
Deshalb ist es wichtig, nicht nur die Beckenbodenmuskulatur aktiv zu trainieren, sondern auch zu lernen, den Beckenboden zu entspannen. Viele Asanas im Yoga eignen sich dazu, weil sich An- und Entspannungsphasen abwechseln und auch die Tiefenmuskulatur erreicht wird. So aktiviert die Schulterbrücke (Dvipāda Pītham) die Beckenbodenmuskulatur, während die gebundene Winkelhaltung im Liegen (Supta Baddha Konāsana) die Durchblutung steigert. Bei alledem ist jedoch wichtig, dass man die Intensität des Trainings nur langsam erhöht und lernt, auf seinen Körper zu hören.